Der Verehrer by Charlotte Link

Der Verehrer by Charlotte Link

Autor:Charlotte Link [Link, Charlotte]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-06-15T22:00:00+00:00


Nach dem Essen mußte er irgendwann eingeschlafen sein. Es lief ein ziemlich langweiliger Film – ein lahmes Beziehungsdrama – , aber Paul hatte nicht einmal mehr die Energie aufgebracht, per Fernbedienung einen anderen Sender zu suchen. Er wußte nicht, was ihn schließlich weckte, er merkte nur sofort, daß sein Hals steif war und schmerzte von der unangenehmen Lage, in der sich sein Kopf befunden hatte.

Leise stöhnend richtete er sich auf. Dunkelheit lag jenseits der Fenster, auch das Zimmer war dunkel, nur die Fernsehbilder warfen zuckende Lichter. Es mußte inzwischen ein anderer Film laufen, jedenfalls konnte sich Paul an die soeben agierenden Personen nicht erinnern. Zwei junge Frauen stritten erbost miteinander, wobei es offenbar um einen Mann namens Mike ging, der mit der einen verlobt, mit der anderen nichtsdestoweniger intim verbandelt war, was die Verlobte heftig aufbrachte. Aber trotz der Vehemenz ihrer Auseinandersetzung schwiegen beide plötzlich, taxierten einander wie zwei lauernde Katzen, und Paul dachte gerade, nun würden sie gleich mit den Fäusten aufeinander losgehen, da vernahm er in der entstandenen Stille ein Geräusch, und das Geräusch gehörte eindeutig nicht zum Film.

Es kam von der Haustür her. Jemand machte sich mit einigem Eifer am Schloß zu schaffen.

Pauls erster Gedanke war: Leona!

Er stand auf, stöhnte erneut, denn inzwischen bekam er Muskelkater von der ungewohnten körperlichen Anstrengung des Tages. Er wollte Leona entgegengehen, sie willkommen heißen – da verharrte er auf einmal. Die Geräusche wurden lauter, rücksichtsloser. Jemand kratzte und stocherte im Schloß herum, und zwar jemand, der offensichtlich den falschen, das hieß: den alten Schlüssel hatte. Und das konnte nicht Leona sein.

Er glaubte nicht an den ominösen Psychopathen, aber ein bißchen komisch war ihm trotzdem zumute. Er trat an das große Erkerfenster, das nach vorn hinausging, zog mit einem Ruck die Vorhänge zu. Falls dieser Wer-auch-Immer ums Haus herumschlich, würde es ihm wenigstens nichts nützen, wenn er sich die Nase an der Scheibe plattdrückte. Alle Schlösser waren ausgewechselt, er konnte mit seinem Schlüssel herumprobieren, bis er schwarz wurde. Es war noch etwas Bier in der Flasche. Paul schenkte sich ein, setzte sich wieder in seinen Sessel.

In diesem Moment fiel ihm die Küchentür ein.

Er erstarrte, setzte sein Glas mit einem Klirren auf den Tisch. Verdammt, er hatte ja diese Tür nicht mehr zugemacht! Er hatte sie offenstehen lassen, um den Farbgestank loszuwerden, und nun hatte er völlig vergessen, sie wieder zu schließen.

Aber wer immer sich da draußen zu schaffen machte, er würde nicht sofort um das Haus herum laufen und nach dem Hintereingang sehen. Zeit genug, in die Küche zu gehen und die Tür zu schließen.

Und selbst, wenn du ihm plötzlich gegenüberstehst, sagte Paul spöttisch zu sich, was sollte dann wohl geschehen? Daß er dich anfällt wie ein wütendes Tier?

Er fiel ihn an wie ein wütendes Tier, kaum daß er die Küche betrat. Er war schon dort gewesen, er mußte schnell wie ein Blitz in den hinteren Garten gehuscht sein. Er tauchte aus dem Dunkel auf wie ein Schatten und schlug auf Pauls Hand, die dieser ausgestreckt hatte, um das Licht anzuknipsen. Der Schmerz war überraschend heftig, und Paul brüllte auf.



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